Wie Wertschätzung gelingt
Wie so oft im Leben, ein kleiner aber feiner Unterschied.
"Aber ich lobe meine Mitarbeiter*innen doch...",
das ist ein Satz, den ich häufig von Führungskräften höre. Bei näherem Nachfragen, wie dieses Lob genau aussieht, erhalte ich meist Antworten aus den nachfolgenden ersten beiden Kategorien.
Kategorie 1:
"Na gestern zum Beispiel hatten wir ein sehr erfolgreiches Meeting und ich habe meinem jungen Kollegen beim Verlassen des Besprechungsraumes auf die Schulter geklopft und gesagt, "das lief jetzt doch wirklich super!"
Jetzt mal ehrlich, wie wirkt das auf Sie? Ich bin sicher das diese Aussage gut und anerkennend gemeint war. Doch manchmal ist 'gut gemeint' eben doch ein wenig entfernt von 'gut gemacht'. Denn in diesem vermeintlichen Lob steckt noch nicht mal das persönliche Einbeziehen des jungen Kollegen. Noch dazu könnte man unterstellen, dass man es auch mit ein wenig Glück zu tun hatte, dass dieses Meeting ein Erfolg war; immerhin hätte es auch anders ausgehen können.
Kategorie 2
Die nächste Stufe in Richtung Wertschätzung sieht dann häufig folgendermaßen aus: "Das hast Du gut gemacht!" Eine Aussage, die in den meisten Fällen bestimmt ebenso gut und anerkennend gemeint war, wie Kategorie 1 und nicht als Floskel verstanden werden wollte. Doch schwingt hier ebenso latent die Möglichkeit mit, dass es auch hätte anders ausgehen können. Eine wertschätzende Haltung zielt immer auch auf den Menschen und nicht nur den Ertrag ab.
Und zusätzlich dazu kann eine bestimmte Betonung entscheidende Verständnisschwierigkeiten mit sich bringen. Wenn das erste Wort, also 'DAS hast Du gut gemacht' betont wird, ist dem Adressaten umgehend klar, dass er/sie in der Vergangenheit schon des öfteren die an ihn oder sie angetragenen Aufgaben nicht wirklich zur Zufriedenheit der Führungskraft erledigt hat. Und somit das 'das' nun auch mal Zeit wurde. Im Gegensatz zu Stufe 1 zeigt sich in dieser Aussage zumindest aber schon einmal ein persönlicher Bezug.
Kategorie 3
"Ich wusste, dass Du genau die richtige Strategie für das Meeting hast. Deine Stärke war schon immer XYZ" oder "Hey, Du hast wirklich ein Talent dafür, Probleme zu lösen/richtig anzusprechen/die richtigen Vorschläge zu unterbreiten/die richtigen Worte zu finden, wenn es um XYZ geht. Danke dafür." Welche Wirkung haben Aussagen dieser Art auf Sie?
Wenn Führungskräfte so etwas zu ihren Mitarbeiter*innen sagen, findet tatsächlich Wertschätzung statt. Die Adressaten fühlen sich quar ihrer Talente, ihrer Fähigkeiten und/oder ihrer Persönlichkeit wahrgenommen und wertgeschätzt. Und das hinterlässt eine völlig andere Wirkung als die genannten ersten beiden Versuche. Es erinnert Mitarbeiter*innen darüber hinaus vielleicht auch daran, warum sie eingestellt wurden. Und so erfolgt eine Betonung dessen, wer man ist und was genau die individuellen und persönlichen Stärken sind.
Lassen Sie uns an dieser Stelle einmal die Definition von Wertschätzung ansehen:

Wertschätzung
wikipedia
...bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren allgemeinen Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.
Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.

Heutzutage ist es anspruchsvoller denn je, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesund zu führen. Die eigene fachliche Arbeit in Kombination mit der Führung von Menschen bedarf eines hohen Maßes an Aufmerksamkeit, Zeit und fachlicher Kompetenz.
Schlußendlich macht die Tatsache, dass Wertschätzung einen Menschen als Ganzes betrifft, es für viele Führungskräfte wertvoll und gleichzeitig auch schwierig. Immerhin beziehen sich die meisten unternehmensinternen Belohnungs- und Bewertungssysteme auf die Honorierung von Leistung. Doch das ist eben nicht alles.
In Bezug auf Loyalität, Motivation und Kreativität macht sich wertschätzendes Führen bemerkbar und zahlt sich durch die Steigerung dessen auch aus. Wenn Sie sich als Führungskraft Ihren Mitarbeitern*innen gegenüber wertschätzend verhalten, bauen Sie neben Anerkennung auch Vertrauen auf und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass diese Mitarbeiter*innen mit Ihnen gemeinsam auch mal durch schwierige Zeiten gehen werden.